Die Rauhnächte


Die Rauhnächte (auch Raunächte, Glöckelnächte, Innennächte oder Unternächte genannt) waren bei unseren Vorfahren schon immer heilige Nächte, um die sich viele Rituale und Bräuche ranken. In dieser Zeit wurde nach Möglichkeit nicht gearbeitet, sonder nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Es ist die Zeit, in der man sich ins traute Heim zurückzieht. Die Zeit zwischen der Wintersonnenwende und dem Dreikönigstag ist eine außergewöhnliche Zeit mit vielen Bräuchen, Ritualen Geschichten und einem Zauber, der in jedem von uns wohnt. 

Es gibt zwölf Rauhnächte die sich je nach Region unterscheiden. In manchen Regionen ist die Wintersonnenwende am 21.12. (ursprünglich) die erste Rauhnacht. In den meisten Regionen beginnen die Raunächte jedoch in der Nacht zum 25. Dezember und enden mit dem Dreikönigstag (christlich). Die einzelnen  Rauhnächte entsprechen je einem der kommenden Monate und wurden so auch zum Orakeln genutzt, z.B. was man in der ersten Rauhnacht träumt, ist Vorausschau für den Januar, in der 2. Rauhnacht für den Februar usw….

In den zwölf Nächten können wir, wenn wir uns bewusst darauf einlassen, etwas Mystisches verspüren. Für unsere Vorfahren traten nun die Gesetze des Jahres außer Kraft, die Nebel waren sehr dünn und die Tore zur Anderswelt wurden geöffnet,  der Kontakt mit den Ahnen war möglich. Die Große Göttin Frau Holle, auch Percht oder Perchta genannt, zog mit einer Schar ungeborener Kinderseelen und Seelen, die den Weg ins Licht noch nicht gefunden hatten, sowie Tieren des Waldes über das Land, blickte in die Stuben und sah nach dem Rechten. Man hatte großen Respekt und Ehrfurcht vor der sogenannten „Wilden Jagd“.

Alles musste „unter Dach und Fach“ gebracht sein, keine Unordnung durfte bleiben. Auf keinen Fall durfte Wäsche aufgehängt werden, da sich die „Wilde Jagd“ darin verheddern konnte. Dadurch wurden die Kleider und Leinentücher zu Leichentüchern und Totenkleidern für die Hausbewohner im nächsten Jahr, so sagte man. 

Frau Holle, die Holde, Göttin Holda, trägt das Gute und das Böse in sich, belohnt und bestraft. Sie ist die Muttergöttin des alten und des neuen Jahres. Ihre Kraft schafft in den Rauhnächten Ordnung. Altes muss gehen, damit Neues entstehen kann.

Das Wort Rauhnächte (Rauchnächte) selbst, deutet auch darauf hin, dass in dieser besonderen Zeit schon früher viel geräuchert wurde.

Verschiedene Rauhnachtsbräuche 

  • Milch und Kekse für Frau Percht bringen Glück für alle Bewohner, jedoch Pech, wenn man sie vergisst. 
  • Man stellte geweihte Kerzen ins Fenster, um Haus und Hof vor negativen Einflüssen zu bewahren. In früheren Zeiten durfte man das Haus nur mit einer geweihten Kerze verlassen, damit einem die bösen Geister nichts antaten. Der Respekt vor der Dunkelheit war früher sehr viel größer als heute.
  • Während der Rauhnächte stehen alle Räder still, das Spinnrad und das Jahresrad.
  • Im neuen Jahr ziehen „Ratschenbuben“ durch das Land, um den Winter und die bösen Geister zu vertreiben. 
  • Orakelzeit – es wurde viel orakelt, z.B. Bleigießen oder das Apfelorakel: Dazu schneidet man einen Apfel in der Mitte auseinander; bleiben die Kerne ganz, bringt das Glück für das neue Jahr – je mehr Kerne, um so glücklicher und reicher wird.
  • das neue Jahr. Zerschnitte Kerne würden Unglück bringen, fehlende Kerne bedeuten eine Leere im Herzen und auf den Feldern eine schlechte Ernte. 
  • Man sagt, dass am 24.12. alle Tiere sprechen können. Ihr glaubt es nicht? Probiert es aus! 
  • Alle offenen Rechnungen sollten noch im alten Jahr beglichen werden.  
  • Und natürlich wurde in dieser Zeit sehr viel geräuchert, um Hof und Haus zu schützen, zu segnen und zu reinigen.

Rauhnachtsrituale für die heutige Zeit

Das Wunschglas

Am Weihnachtsmorgen notiert man auf 13 Zetteln 13 Wünsche, faltet die einzelnen Zettel zusammen und gibt sie in ein Glas oder eine Schale. In jeder Rauhnacht zieht man einen Zettel und verbrennt diesen mit der Bitte an die Götter und das Universum, sich diesem Wunsch anzunehmen. In der letzten Rauhnacht bleibt ein Zettel übrig. Dies ist der Wunsch, um den man sich selber kümmern muss, um ihn sich zu erfüllen. 

Rauhnächtetagebuch

In den zwölf Nächten sind die Träume oft viel intensiver und realer als sonst. Man kann die Träume in der Früh in einem Tagebuch festhalten. Jede Nacht steht für den zugehörigen Monat im nächsten Jahr und gibt einen Auskunft über den jeweiligen Monat.

Räucherrituale

Man kann sich für jede Rauhnacht eine eigene Räuchermischung zubereiten und sich täglich die Zeit zum Verräuchern nehmen. Dabei kann man sich folgende Fragen stellen:

  • Was verabschiede ich, was muss gehen, damit Neues einziehen darf? (Was lasse ich los, was lade ich ein?)
  • Womit möchte ich im neuen Jahr beginnen?
  • Was bedeutet Stille für mich? 
  • Wie empfinde ich Stille? Tut sie mir gut oder vermisse ich die Alltagsgeräusche um mich herum?
  • Welchen Bezug habe ich zur Dunkelheit, beruhigt sie mich oder macht sie mir Angst?
  • Was benötige ich wirklich im Leben?
  • Achte ich gut auf meinen Körper und meine Seele?
  • Wofür bin ich dankbar in meinem Leben?
  • Welche Stärken habe ich und nutze ich sie auch?
  • Bin ich der Mensch, der ich gerne sein würde? 
  • Höre ich auf meine Intuition und mein Bauchgefühl?
  • Welches Talent schlummert in mir, das endlich gelebt werden möchte?

Am wichtigsten ist, dass sich die Rituale für euch stimmig anfühlen und ihr euch damit mit der Natur und der feinstofflichen Welt um euch herum verwurzelt fühlt. Ihr benötigt auch kein teures „Equipment“. Eine Kerze, Räucherwerk, Kohle, Feuerzeug und Papier reichen völlig aus.

Ich wünsche euch eine verzauberte, ruhige Rauhnachtszeit.

Zertifizierte Wildkräuterpraktikerin